Prunk und Pracht für die Truppen
Das Hallesche Tor war das einzige Prunktor des Friedrichshain-Kreuzberger Abschnitts. Die übrigen Tore waren karg und schmucklos, anders als in den Abschnitten im heutigen Bezirk Mitte. Dort waren sie oft deutlich prächtiger. Das berühmteste Beispiel für ein Schmucktor ist das Brandenburger Tor.
Wozu all die Pracht? Der Repräsentationscharakter dieses glanzvollen Ein- und Ausgangs zur Stadt hängt unmittelbar zusammen mit seiner militärischen Bedeutung: Durch das Hallesche Tor marschierte die Armee aus der Stadt hinaus zum Tempelhofer Feld, das bis ins 20. Jahrhundert hinein wichtiger militärischer Übungsplatz war.
Bereits zu Bauzeiten der Mauer im Jahr 1738 war der heutige Franz-Mehring-Platz, damals “Belle Alliance Platz”, ein prunkvolles Rondell am südlichen Ende der Friedrichsvorstadt. Das Hallesche Tor wurde immer mehr zu einem Fixpunkt der militärischen Einrichtungen. In deren Nachbarschaft wurden bis ins späte 19. Jahrhundert hinein zahlreiche Kasernen und militärische Einrichtungen angesiedelt – so zum Beispiel die Kaserne des 1. und 2. Garde-Dragoner-Regiments auf dem heutigen Dragoner-Areal, das damals noch außerhalb der Mauer lag.
Die militärische Bedeutung der Akzisemauer bestand insgesamt nur zu einem geringen Anteil darin, ein Verteidigungsbollwerk zu sein. Vielmehr war sie eine Gefängnismauer für die oft brutal in die Armee gezwungenen und häufig privat in der Stadt untergebrachten preußischen Soldaten, die daran gehindert werden sollten, dem Dienst in der Armee zu entkommen.